Selber Machen Lassen
Bei Build 2 Ride bekommt jeder das perfekte Paar Ski und darf dieses selbst zusammenbauen. Wenn er möchte.
„Jeder der viel Ski fährt, sollte einmal ein Paar selber bauen“, sagt Andi aus München und grinst dabei. Der 30-jährige steht in einer kleinen Werkstatt in Farchant und bringt gerade zwei Schraubzwingen an. Rund um ihn herrscht reges Treiben. Harz wird aufgetragen, Kanten werden in Form gebracht und Skier in den Ofen geschoben.
Axel Forelle, Geschäftsführer der Skiwerkstatt Build 2 Ride, stimmt seinem Kunden Andi zu: „Es ist unser Ziel, dass jeder Ski-Enthusiast einmal im Leben sein eigenes Paar Ski baut.“ Seit 2012 ist das bei Build 2 Ride möglich. Die kleine Firma bietet Workshops an, bei denen unter der Anleitung von Profis selbst Hand an die Skier angelegt werden kann. „Wir fertigen auch individuelle Skier für unsere Kunden und bauen im Sommer Fahrräder nach persönlichen Bedürfnissen, aber unser Kerngeschäft sind die Skibauworkshops“, erklärt Axel.
Mehr und mehr
Angefangen hat alles mit der Anfrage eines Unternehmens, das ein Paar gebrandete Ski für eine Preisverlosung wollte. Zu der Zeit war Axel Projektbetreuer in einer Eventagentur. Seinen Freunden und ihm war gleich klar: „Einen Ski bauen, das kriegen wir selbst hin.“ Also begannen sie erst einmal damit, mehrere Skier auseinanderzunehmen, um zu sehen, was überhaupt drinnen steckt. Sie spielten sich mit den verschiedenen Materialien und fertigten ein einwandfreies Produkt. „Wir haben dann schnell bemerkt, dass das als Teambuilding-Maßnahme für Firmen sehr spannend sein könnte, und so haben wir es einmal angeboten“, erzählt Axel. Das Interesse war sehr groß, und auch immer mehr Freunde und andere Leute wollten an solchen Workshops teilnehmen. „Also haben wir Build 2 Ride gegründet.“
Waren es zu Beginn Wintersportfreaks, die ihren Fünft- oder Sechst-Ski in Axels Werkstatt bauen wollten, sind es mittlerweile ganz normale Wintersportler, die gerne ihren Alltagsski selber bauen möchten. „Es braucht schon eine gewisse Leidenschaft für den Sport, und ganz billig ist unser Workshop auch nicht. Deshalb sind unsere Kunden im Schnitt zwischen 40 und 45 Jahre alt“, weiß Axel. Die Workshop-Gruppen sind aber trotzdem ganz gut durchmischt. Lara ist erst 17 Jahre alt und mit ihrem Vater nach Farchant gekommen. Die beiden bauen sich neue Snowboards. „In unseren Kursen sind rund 20 Prozent Frauen und rund 20 Prozent Kunden, die sich Snowboards bauen “, sagt der Skibauer.
Hilfe von den Profis
Im Prinzip kann jeder einen der rund 35 Workshops besuchen. Besonderes technisches Geschick ist keine Voraussetzung. „Zwei linke Hände sollte man aber auch nicht haben“, lacht Axel. Während der eineinhalb Tage stehen den Kursteilnehmern Skibauanleiter zur Seite. Vorab gibt es ein Gespräch, bei dem der Skityp und die gewünschten Materialien besprochen werden. Am ersten Tag werden die Kanten in Form gebracht und angeklebt, danach wird laminiert. Nachdem das Harz aufgetragen wurde, werden die verschiedenen Materialschichten zusammengeklebt. Danach kommen die Skier für zwölf Stunden in den Ofen. Am nächsten Tag werden sie von den Teilnehmern ausgesägt und Axel und seine Kollegen nehmen noch den Feinschliff vor.
Design und Qualität
Danach halten die glücklichen Skisportler ihr selbstgefertigtes Paar Skier in den Händen. Viele von ihnen haben ein persönliches Design hinzugefügt – vom eigenen Namen bis zu Fahnen in den Landesfarben. Dieses individuelle Styling wird besonders geschätzt - und natürlich auch die hohe Qualität der Rohstoffe. „Wir bauen im Jahr um die 500 Paar Skier, dafür benötigen wir neun bis zehn Tonnen Holz. Da lassen die großen Hersteller schon mit sich reden und wir erhalten Material, das genau unseren Anforderungen und den Vorstellungen der Kunden entspricht“, so Axel.
Bis zu seinem 18. Lebensjahr war Axel Forelle selbst im Skizirkus aktiv, ging in den technischen Disziplinen an den Start. „Irgendwann kommt der Augenblick, an dem du dich entscheiden musst, ob du dir deinen Lebensunterhalt mit Skisport verdienen willst oder nicht.“ Axel wollte nicht und entschied sich stattdessen, Wirtschaftsrecht zu studieren. In einer Kanzlei in Garmisch-Partenkirchen zu arbeiten war allerdings nie sein Ziel. „Wenn ich in Garmisch-Partenkirchen nichts im Tourismus mache, war für mich klar, dass es etwas mit Sport sein muss“, sagt Axel.
In Zukunft möchte Build 2 Ride mitten in Garmisch-Partenkirchen Skier produzieren und Workshops abhalten. Dafür soll das Geschäftslokal in der Ludwigstraße umgebaut und vergrößert werden. „Der Kunde soll morgens zu uns kommen, sein Design und seine Materialien wählen und abends die fertigen Skier in den Händen halten“, erklärt Axel seine Pläne. „Garmisch-Partenkirchen ist dafür der perfekte Standort.“
Text: Harlad Triebnig // friendship.is
Fotos: Reinhard Lang // friendship.is
6. Dezember 2016