Golfen Wie Die Kaiser
Im Zugertal in Lech wird endlich Golf gespielt – nach 40 Jahren Planungsphase und insgesamt 24 Plänen.
Ihr Lieblingsloch ist die Nummer 7. Von einer kleinen Anhöhe schlägt Kristl Moosbrugger den Ball hinunter in Richtung Grün. Dass ihr dieses Loch gefällt, ist nicht verwunderlich: die Flugbahn des Balles verläuft parallel zu einem kleinen Bach, hinter dem Abschlag plätschert ein Wasserfall. Doch nicht nur die Nummer 7 begeistert, auch die anderen acht Löcher des neuen Lecher Golfplatzes fügen sich wunderbar in die herrliche Landschaft des Zugertales ein.
Am Golfplatz Lech kennt man Kristl Moosbrugger, sie wird begrüßt, gibt Tipps und fachsimpelt mit anderen Spielern. Moosbrugger ist Vize-Präsidentin des Lecher Golfclubs und eine jener Personen, die mit einem extrem langen Atem dazu beigetragen haben, dass dieser entstehen konnte. Darüber hinaus ist sie die Senior-Chefin des Hotel Post und wurde als erste Frau zum „Hotelier des Jahres“ gewählt. Moosbrugger blickt über den Tellerrand, versucht stets das große Ganze zu sehen. Auch deshalb sieht sie den Golfplatz nicht nur als Zeitvertreib für Liebhaber, sondern als Angebot für die breite Masse und sozialen Treffpunkt für die Einheimischen.
Frau Moosbrugger, stimmt es, dass es bereits 1976 die ersten Bemühungen hinsichtlich Golfplatz gab?
Kristl Moosbrugger: Ja. Wir haben tatsächlich 40 Jahre gebraucht. Mein Mann war in jungen Jahren in Amerika und hat gesehen, dass dieser Sport ganz klar das Potential zum Breitensport hat. Gemeinsam mit Paul Pfefferkorn und Peter Burger hat er damals schon Pläne für einen 18-Loch-Platz erstellen lassen. Wir haben aber die nötigen Grundstücke dafür nicht gekriegt, deshalb konnte man diese Pläne nicht umsetzen. Das Thema ist aber immer irgendwie aktuell geblieben, auch nach dem Tod meines Mannes. Es gab immer Personen, die sich engagiert haben. Nur leider sind alle irgendwann nicht mehr weiter gekommen.
Woran ist es gescheitert?
Kristl Moosbrugger: Letztendlich bestand bei allen Plänen die Schwierigkeit darin, die notwendigen Grundstücke zu kriegen. Zudem hat es oft geheißen, ein Golfplatz würde die Natur zerstören.
Letztendlich hat es aber doch geklappt.
Kristl Moosbrugger: Großen Anteil daran hat Clemens Walch (Anm. Gründer und Präsident des Golfclubs) der die Idee, trotz Rückschlägen, stets weiterverfolgt hat. Am Ende geht es immer darum einen Kompromiss zu finden. Und gegenseitiges Verständnis. Wir haben versucht, so wenig wie möglich in die Natur einzugreifen und sind extrem schonend mit ihr umgegangen. Das ist ja auch in unserem Interesse. Es hat keine Geländeveränderungen gegeben, nichts wurde planiert oder aufgeschüttet. Der Golfplatz sticht nicht raus aus der Landschaft. Wir alle schätzen unsere Umgebung, wir lieben sie, wir pflegen sie. Wenn irgendwo in der Natur etwas gebaut wird, das komplett heraussticht – das tut mir auch weh.
Welche Bedeutung hat der Golfplatz für einen Ort wie Lech?
Kristl Moosbrugger: Schauen Sie, wir hatten bis 1971, 1972 fantastische Sommersaisonen hier. Dann ist die Ölkrise gekommen, zudem haben die deutschen Urlauber bemerkt, dass es auch außerhalb des deutschsprachigen Raums nette Orte gibt und haben begonnen, in die weite Welt hinaus zu fahren. Bis dahin musste man als Wirt oder Hotelier nur gutes Essen haben, freundliches und kompetentes Personal und saubere Zimmer. Dann hat man Schritt für Schritt begonnen, dem Gast verschiedene Aktivitäten zu offerieren. Allerdings hat man die Sommergäste immer irgendwie nur als ‚Wanderer’ angesehen.
Trifft das nicht zu?
Kristl Moosbrugger: Ich denke – und damit bin ich mittlerweile sicher nicht mehr alleine – dass sich Golf und Wandern sehr gut ergänzen und es viele Gäste gibt, die beides machen. Wenn es anderswo, beispielsweise im Süden, richtig heiß ist, kannst du ja gar nicht mehr aktiv sein am Tag. Da liegst du nur noch rum und in der Nacht kannst du auch nicht schlafen. Wenn es einen richtig heißen Sommer gibt, fühlt man sich hier oben wie ein Kaiser.
Ist der Golfplatz in erster Linie also ein Angebot an die Gäste?
Kristl Moosbrugger: Nein, absolut nicht. Er bringt auch eine Verbesserung der Lebensqualität für die Menschen hier. Viele gehen am Abend noch eine Runde spielen und sitzen danach im Clubhaus beisammen, so entstehen Freundschaften. Der Golfplatz hat für das soziale Leben im Dorf sicherlich auch einen enormen Mehrwert.
Zum Abschluss: Was macht den Platz im Zugertal so besonders?
Kristl Moosbrugger: Ein Golfplatz muss einfach interessante Löcher haben. Das ist das gleiche wie mit einer Skipiste, da will man auch nicht immer nur flache Hänge runterfahren. Es gibt viele Plätze, die bestehen nur aus Wiese. Und da spielst du dann halt Wiese hin, Wiese her, Wiese hin, Wiese her. Da weißt du gar nicht, ob du jetzt bei Loch fünf oder Loch sieben bist. Hier ist jedes Loch anders, mal spielt man links vom Fluss, mal rechts. Du musst den Platz kennen lernen und taktisch spielen. Das macht es unheimlich spannend.
Interview: Matthias Köb // friendship.is
Fotos: Florian Lechner // friendship.is
20. September 2017