Die Geschichten

Glorious Klosters

Rolf und Gloria Theiler leben in einem Luxus-Chalet in Klosters. Unter anderem. Denn Chalet Eugenia, früher Urlaubsrefugium von Prinzessin Diana und ihren Kindern, ist nur eine von vier Luxusresidenzen, die sie in der Schweiz und Südafrika besitzen – und vermieten.

„Und dann habe ich zu meinen Kindern gesagt: Nein, es wird nichts mehr gekauft“, erzählt Rolf Theiler und meint damit weder Schokoladekuchen noch Schuhe oder Schmuck. Der Schweizer Entrepreneur spricht von der Wohnung, die seine Kinder sich gewünscht hatten, nachdem die Familie ihren Winterurlaub in Klosters verbracht und sich in das kleine Dorf verliebt hatte. Eine Wohnung haben sie tatsächlich nicht gekauft. Aber eines der luxuriösesten Chalets der Welt.

Airbnb Deluxe 

Der ungeplante Kauf nennt sich Chalet Eugenia. Die Theilers hatten dem Baron Hans Heinrich Thyssen die Luxusresidenz abgekauft, nachdem sie die „Perle von Klosters“, wie Rolf Theiler das Haus mit den 11 Schlafzimmern, zwei Esszimmern und mehreren Balkonen und Terrassen auf 1.400 m2 Wohnfläche gerne nennt, zufällig entdeckt hatten. Einst hat Prinzessin Diana hier zum Skifahren mit ihren Kindern residiert, und auch heute noch kommen bis zu zwanzig Gäste aus den wohlhabendsten Familien der Welt um zu bleiben solange sie möchten – und es sich leisten können. Denn die Theilers vermieten ihr Chalet, inklusive persönlichem Hab und Gut sowie Personal. So eine Art Airbnb Deluxe, wobei das wahrlich untertrieben ist, denn der Mietpreis der Residenz, die den Vergleich mit einem 6 Sterne-Hotel nicht zu scheuen braucht, fängt bei 100.000 Schweizer Franken an – pro Woche. Wo Rolf und Gloria leben, während andere in ihren Betten schlafen? Wenn die Kosmopoliten nicht gerade auf Reisen sind, in einer der drei weiteren Luxusresidenzen die sie besitzen: zwei davon in Südafrika, der Heimat von Gloria, wo sie fast drei Jahrzehnte lang mit ihrem Bruder, einem der berühmtesten Modedesigner Südafrikas, in der Fashion-Branche gearbeitet hat, und eines in Lugano direkt am Luganer See, wo derzeit ein amerikanischer Schriftsteller denkt und schreibt. Nicht uninteressant für Gloria Theiler, die selber gerade an ihrer Autobiographie arbeitet und nun nicht nur einen Zwischenmieter, sondern auch Gesprächspartner gefunden hat. Dass aus Mietern Freunde werden, mag vorkommen.

Vor dem Haus: Kunst.  

Vor dem Chalet steht ein Wildmandli. Urheber des Kunstwerks, ein Symbol für den Übergang zwischen Mensch und Natur, ist der gleichfalls in Klosters lebende Bildhauer und Maler Christian Bolt. „In der Szene sagt man, er wird der zweite Giacometti“, so Rolf Theiler. „An einem Sommertag sind wir an seinem Atelier vorbeigefahren und da sehe ich Christian an diesem Baumstamm herumhängen - ich dachte, er sei verrückt! Dann habe ich mich über ihn erkundigt, mir seine Kunst angesehen, aber ich konnte mir trotzdem nicht vorstellen, dass das was wird. Als ich im Herbst wieder raufgefahren bin und gesehen habe was er daraus gemacht hat, dachte ich nur: Das ist ja unglaublich“, so Rolf Theiler. Ein paar Monate später wurde die vier Meter hohe und 700 Kilo schwere Skulptur per Helikopter vor das Haus transportiert. Seitdem überblickt sie dort das Berg-Panorama, und der Künstler arbeitet bereits am nächsten Auftrag für die Theilers: einem Tor aus Pferden.

Im Wohnzimmer: Pferde.  

Oberhalb der prunkvollen Couch laufen Pferde auf einem etwa 2 mal 2 Meter großen Gemälde, das Rolf Theiler aus einer Kunstgalerie in London – wo auch seine Kinder studieren und er sich nie vorstellen könnte zu leben – hat. Theiler selbst ist in seiner Jugend in der Nationalmannschaft geritten. Mit 25 hatte er gegen den Willen seines Vaters beschlossen, damit aufzuhören: „Ich kannte meine Grenzen, ich war einfach nicht gut genug und konnte mich nicht weiterentwickeln“, so der Ex-Profisportler. Den Pferden blieb er treu, indem er das CSI („Concours de Saut International“) Zürich, das international größte Hallenturnier, ins Leben rief – lange bevor man das Akronym mit amerikanischen Vorabendserien in Verbindung brachte. Die perfekte Spielwiese für Unternehmer, die gerne gestalten und weiterentwickeln. Mit den Häusern verhält es sich wohl ähnlich: Die Gestaltungsmöglichkeiten sind unendlich. Jedes Zimmer habe sein eigenes Design, und da komme nun Gloria ins Spiel, mit der Rolf Theiler nicht nur verheiratet ist, sondern die er auch als Sparringpartner sieht: „Das ist ein Ping Pong, wenn Gloria sagt, sie will ein Zimmer in Rot machen, dann darf ich nicht sagen: Bist du verrückt?, sondern ich muss mitmachen bis sie feststellt: Grün wäre besser. Aber wenn ich nicht mitmache, dann blockiert sie das – und umgekehrt ist es genau so“, erzählt Theiler und streichelt den semmelblonden Dackel mit gewelltem Haar, der mit seinem kastanienfarbigen Compagnon in Klosters lebt und geliebt wird, so wie die Hunde, die die Theilers auch in Südafrika halten – „um die Affen zu verscheuchen“, so Rolf Theiler.

Im Schlafgemach: Ausblicke. 

Wer im Bett im obersten Stockwerk des Hauses am Morgen die Augen öffnet, sieht eines: Berge. Das Dorf habe Rolf Theiler ab dem ersten Moment gepackt. „Klosters hat Flair, eine einzigartige Atmosphäre, man kennt sich sofort und es ist trotzdem international“, so Rolf Theiler, der das Weitläufige und die Ruhe liebt und die Enge der Großstadt verachtet: „Ich bin kein Mensch, der in einer Wohnung leben kann, da drehe ich durch. Ich brauche das Offene, ich muss mich bewegen können.“

Dieses Bedürfnis nach dem Überblick über das Ganze ist wahrscheinlich auch einer der stärksten Motoren für Rolf Theiler, neben dem Gespür für den richtigen Zeitpunkt und sicher auch ein wenig Glück. Aber die wichtigste Voraussetzung für Erfolg sei eine andere: „Bei den erfolgreichsten Menschen steckt immer eine Passion dahinter“, so der Geschäftsmann, der bereits das nächste Projekt plant: Ein weiteres Haus auf dem 2.300m2 Grundstück, auf dem Eugenia schon seit über sechs Jahrzehnten steht.

Chalet Eugenia

Text: Martha Miklin // friendship.is
Fotos: Ian Ehm // friendship.is

 

28. Februar 2017

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