Die Après-Ski-Pioniere Vom Jakobshorn
Whirlpools und Palmen auf 2560 Metern Seehöhe. Menschen, die auf Tischen tanzen. Seit 1988 werden auf der Jatzhütte in Davos legendäre Partys gefeiert – aber nicht vor 14:33 Uhr!
Es gibt Uhrzeiten, die sind in den Köpfen der Menschen fest verankert. So beginnt etwa in Spanien um 14:00 Uhr die Mittagspause mit anschließender Siesta, für viele Schweizer wiederum ist der Beginn der täglichen Fernsehnachrichten um 19:30 Uhr ein Fixtermin im Alltag. In Davos hat sich zudem noch eine weitere Uhrzeit etabliert – wenn auch eine ungewöhnliche: 14:33 Uhr. Dann beginnen auf der Jatzhütte auf dem Jakobshorn die legendären Après-Ski-Parties. „Mein Sohn Daniel, unser DJ, wollte immer früher anfangen, aber ich wollte die Mittagsgäste nicht stören“, erklärt Geschäftsführer Kurt "Kudi" Bachmann. „Mein Spruch war deshalb immer: ‚Nicht vor halb drei!’ Und irgendwie ist es dann 14:33 Uhr geworden.“ Und wer um 14:33 Uhr kommt, der weiß, was ihn erwartet: die Jatzhütte ist für Einheimische wie Gäste mehr als eine gewöhnliche Skihütte, sie ist eine Institution: „Man gibt Vollgas, alle feiern, alle sind gut drauf“, so Wisi Näf, Mitbegründer und stellvertretender Geschäftsführer.
Als Kurt "Kudi" Bachmann und Näf 1988 die Jatzhütte eröffneten, wirkten sie ihrer Zeit ein wenig voraus. „Wir waren damals die ersten, die am Berg Musik gespielt haben. Davon hat im Tal jeder gesprochen“, erinnert sich Bachmann. „Die Jatzhütte war eben immer schon speziell.“ Dementsprechend werden und wurden die Gäste regelmäßig mit neuen Ideen von „Kudi“ und seinem Team überrascht – von Getränkespezialitäten wie „Kafi Sex“ über Partys mit elektronischer Musik bis hin zu gemütlicheren Veranstaltungen wie dem „Comedy Gourmet Abend“. Die größte Veränderung ging aber im Sommer 2015 über die Bühne: Die alte Baracke wurde komplett abgerissen und durch eine neue Hütte ersetzt. Neben dem Restaurant wurde auch die Logistik den gestiegenen Anforderungen angepasst: Neues Lager, neue Stromanlage und neue Küche. Denn zu einer guten Party auf 2560 Metern Seehöhe gehört ein Top-Service – genauso wie Palmen, Whirlpools und Après-Ski-Musik.
Von Generation zu Generation
Obwohl die Jatzhütte mittlerweile zu einer der bekanntesten Skihütten Europas geworden ist, ist sie nach wie vor ein echter Familienbetrieb. Das Kernteam besteht aus Vater und Geschäftsführer "Kudi", Mama Barbara und den Söhnen Daniel am DJ-Pult sowie Calvin und Luca an den Bars. Und eben Wisi Näf, der als „Chef“ am Grill seit dem ersten Tag mit an Bord ist. „Heute dürfen wir die Söhne und teilweise auch schon die Enkel unserer ersten Gäste begrüßen. Daran sieht man, wie lange es hier oben schon abgeht“, erzählt Näf.
Mit der ursprünglichen Form des Après-Ski haben die Partys auf der Jatzhütte übrigens wenig zu tun. Entstanden ist der Begriff in Chamonix als Bezeichnung für das gesellige Beisammensein in gemütlicher Runde nach einem kalten Skitag – üblicherweise bei gutem Wein. Heute steht der Begriff für Musik mit eingängigen Melodien und leicht mitzusingenden Texten, für Menschen die auf Tischen tanzen und ausgelassene Stimmung. Dass sich diese Partys nur schwer mit anderen Festivitäten vergleichen lassen, bestätigt auch Barmann Calvin Bachmann: „Après-Ski ist schon speziell. Hier treffen sich sämtliche sozialen Schichten, vom Handwerker über den Banker bis zum Anwalt. Beim Après-Ski kannst du mit jedem feiern - in Skikleidung sehen ohnehin alle gleich aus. Alle sollen es genießen und miteinander eine gute Zeit haben.“ Am besten auf der Jatzhütte – ab 14:33 Uhr.
Text: Matthias Köb // friendship.is
Fotos: Walter Oberbramberger // friendship.is
24. Oktober 2016