Der Kitzbühel-Code
Manche Orte sind anders. Sie sind voller Kraft und Energie, man fühlt sich plötzlich besser. "Auch in Kitzbühel gibt es einige davon," sagt Harald Kunstowny als wir uns zu seiner Kraftortbegehung aufmachen.
Der Hund hat Muskelschmerzen. Er war gerade beim Chiropraktiker und ist nun etwas erschöpft, erzählt sein Herrchen Harald Kunstowny. Balu ist ein gemächlicher milchschokoladebrauner Labrador, „mein Partner, ein sehr feinfühliger Hund“, so der Experte für Feng Shui, Geomantie – der Kunst, Lebensräume nach den Bedürfnissen der menschlichen Seele im Einklang mit der Ortskraft zu gestalten, und Geokultur – laut Kunstowny „dem Ansatz, der danach fragt, wie der heutige Mensch im umfassenden Sinne wieder mit der Natur und Erde leben kann.“ Anders ausgedrückt: Der Mann kümmert sich darum, dass Menschen sich an den Orten, an denen sie sich aufhalten, wohl fühlen – sei es der Arbeitsplatz oder das eigene Zuhause, das Hotel oder die Klinik. Dazu bietet er immer wieder Kraftort-Begehungen in seiner Heimat Kitzbühel an.
Und von diesen besonderen Orten gibt es hier einige, so der Mann mit Stock und Hut, der um den halben Globus gereist ist bevor er sich seiner Heimat angenommen hat. Seit über dreißig Jahren befasst er sich mit dem Thema Kraftorte, seit drei Jahren schreibt er gemeinsam mit seinem Kollegen Jakob Scala an einem Buch, in dem man diese Orte in und um Kitzbühel wird nachlesen können. Zu ihnen gehören zum Beispiel der Pfarrhügel und der Schleierwasserfall.
Auf dem Pfarrhügel von Kitzbühel
Es ist ein angenehm warmer Sommertag, der Himmel wolkenlos, die Sonne scheint auf die grüne Wiese des Pfarrhügels am nördlichen Stadtrand von Kitzbühel. Im Winter ist hier mehr los, auf dem Urkulthügel, wie Harald Kunstowny ihn nennt: „Hier kommen immer Mütter her, um ihren Kindern das Rodeln und Skifahren beizubringen.“ Früher befand sich hier ein keltischer Kultplatz, ein Zeichen dafür, dass es sich um einen „besonderen Ort“ handelt. Um einen Kraftort zu erkennen, gebe es viele Methoden – „von der radiästhetischen Analyse (Anmerkung: eine Methode zur Messung von Strahlen und Energie über Wasseradern, elektromagnetischen Feldern und mehr) über die Deutung von Wuchsanomalien von Pflanzen und Bäumen bis zur Tiefenwahrnehmung vor Ort“, so der Experte. Jedenfalls sei ein geschultes, verfeinertes Bewusstsein dazu nötig und die Bereitschaft, sich auf den Ort einzulassen. Vom Pfarrhügel aus führt ein schmaler Wiesenweg zur barocken Liebfrauenkirche, „in der über das Altar-Marienbild eine intensive Energie auf den Menschen zustrahlen kann“, wie Kunstowny es beschreibt. In dieser Liebfrauenkirche hängt auch die über 6000 Kilo schwere Kaiserglocke – angeblich die klangstärkste Tirols.
Unter dem Schleierwasserfall
Vom Bauernhof Köglern in der Zephirau aus geht man durch ein kleines Waldstück und über zwei Brücken, wenn man den Schleierfall erreichen will. Kurz nach der zweiten Brücke, unter der ein idyllischer Waldbach plätschert, wird die Luft plötzlich ganz anders. Etwas kühler, frischer, klarer. Ein paar Meter weiter offenbart sich der Wasserfall. An jenem Tag wirkt er besonders mächtig und stark, das Wasser wirft sich mit voller Wucht lautstark die senkrechte Wand hinab und scheint damit seine Freude zu haben. „Das Gestein hinter dem Wasserfall ist wie ein alter Eichenparkettboden geschichtet und rund eine halbe Milliarde Jahre alt. Die gespeicherte Energie von Jahrtausenden wird hier erfahrbar“, so Harald Kunstowny, der mit seinen geomantischen Gruppen hier auch gerne Körperübungen macht, um sich mit dem Ort zu verbinden und seine Qualität und Atmosphäre noch besser „spürbar werden zu lassen“, wie er es beschreibt. Balu, der gerade eben noch so müde war, läuft nun den Hügel hinab zum Wasser und nimmt eine wache Haltung ein, fast als ob er auftanke. Man muss nicht abergläubisch sein um zu spüren, dass hier natürliche Kräfte wirken.
„Kitzbühel hat eine sehr hohe Lebens-Energie“
In Kitzbühel und Umgebung befinden sich noch viele andere Kraftorte. So wie jeder dieser Plätze bestimmte Eigenschaften besitzt, so habe auch Kitzbühel per se einen speziellen Code: „Hier gibt es eine sehr hohe Lebens-Energie, wodurch viele Menschen beruflichen Erfolg haben. Auch Prominente fühlen sich in dieser Atmosphäre wohl“, so Kunstowny. Und Balu, der sich nun auf den Rücken legt, um am Bauch gekrault zu werden, offensichtlich auch.
Text: Martha Miklin // friendship.is
Fotos: Ian Ehm // friendship.is
22. April 2016