Die Geschichten

Lern' Ja Nie Koch!

"Es gibt nichts Flexibleres als einen Koch”, sagt Chefkoch Christoph Zangerl.

Starkoch Christoph Zangerl bezeichnet sich ganz bescheiden als „Puffer zwischen Küche und Service“. Er liefert Verbesserungsvorschläge in allen Bereichen und ist überall dort, wo er gerade gebraucht wird. Dem 3-Hauben-Koch gefällt es hier in St. Anton, vor allem auch deshalb, weil er es nicht weit nach Hause hat, zu seiner Familie. Die Geburt seiner Zwillinge war mitunter der Grund dafür, dass er begann, ein bisschen kürzer zu treten. Nach einer einjährigen Pause ist er nun aber voll und ganz zurück!

Das Vollzeit-Engagement im Tannenhof sieht Zangerl als neue interessante Herausforderung. Trotz vielfältiger Aufgaben nimmt sich der vielgefragte Mann Zeit für uns und erzählt über seine Anfänge. Vater Sepp Zangerl, damals Chefkoch im Arlberg Hospiz im benachbarten St. Christoph, sei nicht besonders angetan davon gewesen, dass Sohn Christoph in seine Fußstapfen treten wollte. „Lern’ ja nie Koch“, habe er gesagt und Christoph, ganz gehorsamer Sohn, versuchte sich als Kunstschlosser und Tischler. Tja. Es sollte wohl einfach nicht sein – zum Glück, wie viele sagen würden! „Wenn ich als kleiner Bub beim Papa in der Küche Kartoffeln geschält habe, hat mir halt einfach diese Kollegialität gefallen“, so Zangerl.

Auch heute noch sieht er den Erfolg in der Gastronomie als Gemeinschaftswerk: Jeder Haubenkoch brauche seine Mitarbeiter, die ihn fordern und die gefordert werden müssen. „Es ist ein tagtäglicher Kampf. Man muss sich selbst und die Mitarbeiter motivieren, um das bestmöglichste Ergebnis herauszuholen.“ Und das ist das Ziel: ein tolles Ergebnis und die Zufriedenheit des Gastes. „Das Leben in der Gastronomie ist kein Ponyhof“, sagt Zangerl. „Aufsitzen und losgaloppieren kann man schnell. Aber richtig galoppieren ist schwer.“

Rinderrücken | Rippe | Lauch | Kartoffel

Seine Kochkunst eignete sich der Chef de Cuisine in Österreichs besten Häusern sowie an feinen Adressen in Australien, Frankreich oder auf den Bermudas an. Und doch ist er wieder in die Heimat zurückgekehrt:  Dem passionierten Snowboarder fehlten die Jahreszeiten und die Berge. 
An der Arlbergregion schätzt der sympathische Tiroler besonders die Handschlagqualität der Menschen. „Stur zu Beginn, wie die Tiroler halt eben sind, aber dann kann man sich zu hundert Prozent auf einen Handschlag verlassen“, erzählt Zangerl. Dies schätzt er auch an seinen Partnern und Lieferanten, die, soweit möglich, aus der Umgebung stammen. Regionale Produkte spielen ohnehin eine große Rolle in Christoph Zangerls Kreationen. Die Neuinterpretation regionaler Gerichte, das ist das Seine. Er liebt das Kreative und das Außergewöhnliche. Außerdem müsse man dem Gast, der gutes Geld bezahle, ja auch etwas bieten.

Hinter Christoph Zangerls Menüs steht immer ein Motto, etwas das ihn inspiriert. „Es gibt nichts Flexibleres als einen Koch.“ Er ist gewöhnt daran, „aus jeder Situation das Beste zu machen“ und - um bei den Reitmetaphern zu bleiben- „tagtäglich die Sporen zu geben“. 
Gute Gastronomie sei aber letztlich aber auch viel mehr als das, es gehe vor allem darum, eine schöne Zeit zu haben. Das Jetzt zu genießen – etwa wenn Zangerl, der Gourmet, bei dem Gedanken an einen sonnengewärmten Kohlrabi, frisch aus dem eigenen Gemüsegarten, ganz puristisch nur mit Salz und Olivenöl, so richtig ins Schwärmen kommt. Christoph Zangerl hat Freude am Ursprünglichen, am Einfachen und am Natürlichen. 
Kochen würde er niemals ohne Salz, und auch nicht ohne seine Lebensgefährtin: „Ohne Frau, das wäre ja langweilig“, schmunzelt Zangerl.

Text: Sandra Pfeifer
Fotos: David Payr // friendship.is

13. Juli 2016

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