Die Geschichten

Furchtlos In St. Anton

St. Anton am Arlberg hat steile Pisten und ist trotzdem für Kinder geeignet.

St. Anton am Arlberg gilt als anspruchsvolles Skigebiet mit steilen Pisten. Trotzdem lernen dort jedes Jahr hunderte Kinder das Skifahren. Furcht kennen sie dabei nicht.

Der überdimensionierte Hase liegt vor dem Indianerzelt am Boden und wehrt sich nach Leibeskräften. Aber er hat keine Chance. Es sind zu viele kleine Angreifer, die am Ende eines langen Skitages mit Schneebällen über Hoppl herfallen. Der Nager wirkt schon etwas erschöpft, die Kinder aber haben noch immer genügend Kräfte.

Hoppl ist das Maskottchen der Skischule Arlberg. Nicht viele denken bei St. Anton am Arlberg an Skianfänger, zu selektiv scheint das Gelände rundum den Ort. Trotzdem verdienen zur Hochsaison 350 bis 400 Skilehrer ihr Geld in der Region. „Wer bei uns das Skifahren lernt, der kommt überall runter“, weiß Skilehrerin Patrizia Haselwanter.

Seit 11 Jahren ist sie in der Skischule St. Anton tätig. Auf Skiern stand sie von Kindesbeinen an. Mit zweieinhalb Jahren nahm sie ihr Vater das erste Mal mit auf die Piste. Danach ging auch Patrizia in eine Skischule. Seitdem hat sie der Sport nicht mehr losgelassen. Fast noch mehr als der Sport an sich begeistert sie die Arbeit mit den Kindern: „Für mich war immer klar, wenn ich Skilehrerin werde, möchte ich vor allem Kinder unterrichten.“ Rund 1200 von ihnen lernen jedes Jahr in St. Anton am Arlberg wie man richtig auf den Brettern steht.

Keine Furcht

Die Jüngsten in den Skikursen sind gerade einmal vier Jahre alt. Angst kennen sie kaum. „Wenn ein Kind ängstlich ist, dann nur weil die Eltern ängstlich sind“, weiß die Skilehrerin. Da unterscheiden sich die Kinder auch nicht, egal woher sie kommen. In St. Anton am Arlberg gibt es viele Gäste aus Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden. Aber auch die Flachländer zeigen sich furchtlos. „Mir fällt nur auf, dass beispielsweise die niederländischen Kinder oft schneller müde sind, weil sie die Höhe nicht gewohnt sind.“ Schnell sind die Kleinen auch, wenn es darum geht die Technik zu erlernen – im Gegensatz zu den erwachsenen Skischülern. „Den Kindern zeigst du einmal wie es geht und sie machen es einfach nach. Mit Erwachsenen ist das schwieriger, da schaltet sich der Kopf zu oft ein und sie denken darüber nach, was passieren könnte“, erklärt die 27-jährige Tirolerin.

Kinder lernen nicht nur leichter und schneller, sie geben auch mehr zurück. Egal ob es ein ehrliches Danke, ein Lächeln oder eine selbstgemachte Zeichnung ist. Bei all der Freude die das Arbeiten mit Kindern bringt, ist es auch ein große Herausforderung. Die Skilehrer übernehmen den ganzen Tag über die Verantwortung für oftmals mehr als zehn Schüler. „Natürlich hat man am Anfang Angst davor, dass etwas passiert oder das man ein Kind verliert“, sagt Patrizia. Diese lege sich aber auch ziemlich schnell und dann gibt es nur noch ein Ziel, möglichst allen das Skifahren beizubringen.

Bis zum Ende des Kurses ist das auch meist der Fall. Die Erfolgsquote der Skischule St. Anton liegt bei nahezu einhundert Prozent. „Jahre später kommen unsere Schüler dann wieder zurück nach St. Anton und haben ihre eigenen Kinder dabei, denn sie wollen, dass auch ihr Nachwuchs das Skifahren im besten Skigebiet der Welt lernt“, freut sich Patrizia.

www.skischule-arlberg.com

Text: Harald Triebnig // friendship.is
Fotos: Heiko Mandl // friendship.is

19. Dezember 2017

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