Die Geschichten

Die Kunst Des Zufalls

arlberg1800: eine Kunst- und Konzerthalle mitten in den Alpen.

Dass der Lebensweg von Florian Werner in die Hotellerie führen würde, war relativ schnell klar. Als Spross einer Familie mit langer Tradition in diesem Bereich erkundete er zunächst die große weite Welt. Nach der Ausbildung an der Hotelfachschule war er in Liechtenstein, auf den Bermudas, in Los Angeles und Hongkong tätig. Von dort brachte er eine Menge Erfahrungen und wichtige Einsichten mit: „Die kochen alle nur mit Wasser. Es gibt da draußen keinen Wunderwuzzi, das merkt man recht schnell.“ Werner entschied sich 1993 für eine Rückkehr nach St. Christoph am Arlberg. „Ein Schritt, den ich nie bereut habe. Hier habe ich meine Familie und meine Arbeit macht mir Spaß,“ sagt er. Und fügt hinzu: „Ich habe keine Angst, dass ich etwas versäume, wenn ich hier im kleinen St. Christoph sitze.“

Florian Werner sitzt nicht, sondern steht mitten in einem riesigen Raum. Dieser befindet sich mehrere Meter unter der Erdoberfläche, ist mit Werners Hotel Arlberg Hospiz Hotel St. Christoph direkt verbunden und Teil von arlberg1800. Gut zwei Drittel der 1500 m² großen Kunst- und Konzerthalle sind unterirdisch. Dies und die reduzierte Formsprache des Gebäudes sorgen dafür, dass es sich harmonisch in die alpine Umgebung einfügt. Eine überdimensionale Stecknadel des Künstlers Hans Schabus am Flachdach markiert den Standort aber sichtbar.

Maler aus Zufall

Die Begeisterung für Kunst und Kultur war bei Florian Werner nicht von Beginn an da. „In der Schule hat mich Malen nicht interessiert“, sagt er. Erst als sein älterer Bruder im Jahr 2006 die Idee hatte, ihrer Schwester zur Hochzeit ein selbstgemachtes Bild zu schenken, begann der Hotelier sich intensiver mit der Materie zu beschäftigen. „Mein Bruder hat dann nichts gemalt, aber mich hat es seit damals nicht mehr losgelassen.“ Während eines Urlaubsaufenthalts auf Mallorca entstehen einige Werke. „Es war purer Zufall. Wir sind mit dem Auto auf Urlaub gefahren, hatten die Räder und die Hunde mit und da war noch Platz im Kofferraum. Also bin ich noch in Dornbirn stehen geblieben und habe Farben und Leinwände eingepackt.“ 2007 folgten dann die ersten Verkäufe und Versteigerungen seiner Bilder.

Künstler und Kunstförderer

Werner wurde aber nicht nur selbst als Künstler aktiv. Die eigene Kunstsammlung wuchs nach und nach und die zeitgenössischen Kunstwerke wurden im Hotel ausgestellt. Außerdem rief er ein Artists-in-Residence-Programm ins Leben. Aus dieser Leidenschaft für die Kunst entstand auch arlberg1800. „Wir waren nicht auf der Suche nach einer Möglichkeit, um unser Potential zu vergrößern und haben deswegen diese Kunsthalle gebaut, sondern es war umgekehrt. Wir wollten eine Kunsthalle bauen und haben dadurch unser Potential vergrößert“, erklärt der Kunstliebhaber. Wie sich das Ganze dann entwickelte, hat wieder viel mit dem Zufall zu tun. Am Anfang war ausschließlich eine Ausstellungshalle geplant. Die Raumhöhe erwies sich allerdings als so hoch, dass man kurzerhand einen Konzertsaal einbauen ließ. „Dieter Bogner – mein Museumsplaner – sagte zu mir, dass ich keine 13 Meter brauche, acht würden auch vollkommen genügen und jetzt haben wir hier einen professionellen Konzertsaal, der alle Stückchen spielt“, lacht Werner. „Aber geplant war das so nicht.“

Vier kurze Monate

Jetzt bietet arlberg1800 eine Vielzahl von Möglichkeiten. Regelmäßig finden Konzerte aus den Bereichen Klassik, Jazz und zeitgenössischer Musik statt. Auf den 600m² der Ausstellungshalle wechselt halbjährlich das Programm, welches von section.a aus Wien kuratiert wird. Und das Alles auf fast 1800 Metern Seehöhe mitten in den Alpen. „Das ist einzigartig.“ Die großzügigen Räumlichkeiten mit bester technischer Ausstattung in Kombination mit dem angrenzenden Hotel eignen sich auch hervorragend für die Veranstaltung von Kongressen. „Wir haben das Hospiz, die Kunsthalle, eine unglaubliche Landschaft und der Weinkeller ist auch gefüllt – wir können also sehr viel“, weiß der Tiroler. Viel zu können, ist auch nötig, davon ist Florian Werner überzeugt. Denn schließlich ist die Saison am Arlberg nur vier Monate kurz. Dank arlberg1800 sollen in Zukunft vermehrt Gäste auch außerhalb der Wintermonate nach St. Christoph am Arlberg kommen und die gesamte Region davon profitieren. „Es gibt kein wir und kein die Anderen“, ist Werner überzeugt. „Ich will hier niemanden etwas wegnehmen, sondern zusätzlich etwas anbieten. Denn auch ich lebe von der Region.“

arlberg1800

Text: Harald Triebnig // friendship.is
Fotos: Heiko Mandl // friendship.is

13. April 2016

Lesen Sie die Geschichten von