SCHUHMACHER AUS LEIDENSCHAFT

Kitzbühel Schuhmacher   1

Früher waren es die Schifahrer. Dann kamen die Bergsteiger. Und Kunden, die elegante Schuhe wollten ohne auf Komfort zu verzichten.

Der Name Haderer steht seit drei Generationen für hochwertiges Maßschuhwerk, das Füße aller Art glücklich macht. In der kleinen Werkstatt in Kitzbühel stellen geschickte Hände Schuhe her, die jeweils für nur ein bestimmtes Paar Füße bestimmt sind.

„Schön, dass es Sie gibt!“ steht mit rotem Buntstift geschrieben auf weißem Papier. Der A4-Zettel hängt an einer Wand in der Werkstätte des Schuhmachers, der gerade einen Stock weiter oben Maß nimmt, in seinem kleinen Laden mitten in Kitzbühel. Die Liebeserklärung an das Maßschuhwerk von Herbert Haderer stammt von einem Ehepaar aus Bayern. „Meine Kunden sind eher 50 plus“, so Herbert Haderer, der in dritter Generation Schuhe entwirft, herstellt und verkauft - sowohl in Kitzbühel als auch in seinem anderen Laden in Salzburg. Am beliebtesten sei derzeit „der strenge, klassische Schuh.“ Aber manchmal wollen Kunden auch ganz eigenwillige Ideen umgesetzt haben, und so entstehen oft richtige „Wunderschuhe“, wie man sie eben nur nach Maß anfertigen kann.

„WENN MAN GENUG ARBEIT WILL, MUSS MAN FLEXIBEL SEIN“
Die 1960er-Jahre waren die goldenen Jahre der Schischuhe: „Bis 1963 waren es die geschnürten Lederschischuhe, ab 1965 sind die Schnallenschischuhe dazugekommen. Wir haben damals tausende Paare nach Amerika exportiert. Als dann Ende der Sechziger, Anfang der Siebziger die ersten Plastikschischuhe produziert wurden, war das für uns Schuhmacher schon ganz schön bedrohlich“, erinnert sich Herbert Haderer, „und wir haben noch versucht, mitzuhalten, indem wir das Leder mit Plastik beschichtet haben.“ Leider vergebens: letztendlich siegte Vollplastik über Leder. Aber nicht über die Haderers. Denn nach den Schifahrern kamen die Bergsteiger mit dem Wunsch nach festem Lederschuhwerk für ihre Touren in den Alpen. Dann gab es welche, die wollten Trachtenschuhe, zwiegenähte Haferlschuhe, für die Haderer bekannt ist. Oder Tennisschuhe, Stiefel aus Loden, orthopädisches Schuhwerk. Und schöne, klassische Lederschuhe, so wie Herbert Haderer sie auch heute produziert. „Wenn man genug Arbeit will, dann muss man flexibel sein. Da kann man nicht sagen, nein, das mache ich nicht“, so der Schuhmacher.

„ES IST NICHT ALLES GUT, WAS LANGSAM IST“
Unten in der alten Werkstätte, die so aussieht, wie man sich eine alte Schuhmacher-Werkstatt vorstellt, zeigt Haderers Mitarbeiterin Astrid einer jungen Praktikantin, wie man Schuhe näht. Auf den kleinen Holztischen liegen Skizzen und Werkzeuge aller Art: Hammer, Zwickzange, Raspel. Nur die Smartphones verraten die Zeit, in der wir uns befinden. An den Wänden hängen paarweise Leisten – hölzerne Fußformen, über die die Schuhe gefertigt werden. Es duftet nach Leder und vielen Jahren Handarbeit, gemacht vor Fenstern, die einen Blick auf die inspirierende Bergkulisse freigeben. Astrid ist seit 1998 für Herbert Haderer tätig, sie ist „eine talentierte junge Frau“, wie er sagt, denn nicht jeder hätte das Zeug, Schuhe herzustellen, die zehn bis zwanzig Jahre halten. Das Leder der Haderer-Schuhe ist grubengegerbt – eine langsamere Gerbung.

Für die Herstellung braucht man viel Zeit, Geduld und Feingefühl: „Es ist aber nicht alles gut, was langsam ist. Gerade beim Nähen muss man auch ein gewisses Tempo einhalten. Wenn man den Schuhmacherdraht zu langsam zieht, friert er ein“, erklärt Herbert Haderer. Wer kein Fingerspitzengefühl hat, der wird auch kein guter Schuhmacher. Denn: „Anders als bei einem Kleidungsstück kann man bei einem Schuh im Nachhinein wenig ändern“, sagt er, „da geht es um Millimeter.“ Von der Bestellung bis zum fertigen Schuh würden schon vier bis sechs Monate vergehen. Kein Wunder, dass die Preisskala bei 1.300 Euro anfängt. Dafür erhält man ein Produkt, das man bis zu zwanzig Jahre tragen kann. „Je ewiger, desto besser“ steht in dicken weißen Lettern auf einer schwarzen Postkarte, die neben dem weißen Zettel des bayrischen Ehepaars an der Wand hängt. Wahrscheinlich eine kleine Aufmerksamkeit von anderen zufriedenen Kunden und Kundinnen. Diese Zufriedenheit ist wohl nicht nur Ergebnis des Könnens von Menschen, die ihr Handwerk verstehen und leben. Die flexibel auf die Anforderungen der Zeit reagieren und um die Wichtigkeit von Qualität wissen. Wenn ein Geschäft über drei Generationen hinweg überlebt und floriert, muss mehr dahinter stecken. Herbert Haderer drückt es so aus: „Wenn du den Schuh fertig hast und der Kunde ist begeistert, dann fällt dir ein Stein vom Herzen.“

Text: Martha Miklin // friendship.is
Fotos: Ian Ehm // friendship.is

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