HERZBLUT AUS HOLZ

Davos Klosters Schlitten 1

Schreinermeister Paul Ardüser hat mit einer Crowdfunding-Kampagne den Davoser Schlitten wieder nach Hause gebracht.

Frisch gehobeltes Holz riecht fantastisch. Denkt vermutlich auch Paul Ardüser, denn der Davoser Schreiner schnuppert seit über 20 Jahren Holzluft – im Betrieb, den er von seinem Vater übernommen hat, der ihn wiederum von seinem Vater übernommen hatte. Sein neustes Projekt: Die Produktion der traditionellen Davoser Schlitten in Davos wieder aufleben zu lassen - mittels Crowdfunding.

Paul Ardüser sitzt an seinem Schreibtisch in einem kleinen Bürozimmer des Hauses, in dem sich auch die Werkstatt befindet, wo er mit seinen Mitarbeitern am „neuen“ Davoser Schlitten feilt und tüftelt. Auf dem Tisch, zwischen Unterlagen, Tastatur und Kaffeetasse, zwei Kleinanfertigungen des traditionellen Holzschlittens, die man am liebsten sofort in die Hand nehmen, drehen und wenden möchte. Der Klassiker aus Holz soll ab sofort wieder in Davos produziert werden – in Handarbeit, selbstverständlich. Die Idee war dem Betreiber der Schreinerei gekommen, als er im Rahmen des Jubiläums „150 Jahre Wintertourismus Davos“ beauftragt wurde, das Original sechs Mal so groß nachzubauen. Der Riesenschlitten gefiel, und so kam der Gedanke: „Warum nicht wieder anfangen mit dem Schlittenbauen?“, so Paul Ardüser im lebendigsten Schweizerdeutsch. In den letzten Jahrzehnten war das beliebte Wintersport-Gerät überall sonst produziert worden, nur nicht in seiner Heimat Davos. Nach einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne mit Unterstützung des Tourismusbüros hat Paul Ardüser den Schlitten praktisch wieder nach Hause gebracht.

WIEDERBELEBUNG MIT MODERNEN MITTELN
„Der Davoser Schlitten ist einer der ersten seiner Art. Er ist ausschließlich aus massivem Eschenholz gebaut, ein sehr zähes und biegsames Holz, und wir geben lebenslange Garantie“, so der „Schlittenbauer aus Leidenschaft“. Die Kufen werden von einheimischen Schlossern hergestellt, die Umsetzung erfolgt nach überlieferten Plänen, aber nicht nur: „Wir erfinden nichts Neues, aber wir versuchen, gewisse Sachen zu verbessern und ein bisschen anders zu machen.“ Die Motivation im Betrieb sei groß und nicht zuletzt auf den unerwarteten Erfolg der Crowdfunding-Kampagne zurückzuführen: „Es hat sich eine Eigendynamik entwickelt, die ich mir nie und nimmer erwartet hätte. Das Ziel der Kampagne, 13.000 Schweizer Franken, haben wir nach nur zehn Tagen erreicht.“

Nach den 100 Tagen Laufzeit waren es beachtliche 39.670 Franken. Genügend Kapital, um über fünfzig Schlitten zu produzieren. Rückenwind hatten Paul Ardüser und sein Team von Freunden, Bekannten und Medien erhalten. Zuerst hatte die regionale Presse darüber berichtet, dann die größeren Zeitungen und spätestens als die Tagesschau ihn für die Sendung am Sonntagabend interviewt hatte, wusste er, dass er mit der Wiederbelebung des Davoser Schlittens einen Nerv getroffen haben musste. Mit der positiven Resonanz stieg auch die Motivation des Teams: „Die Mitarbeiter sind voller Elan, manche bleiben bis in die Nacht um Schablonen zu bauen und Kufen auszutesten, denn der Schlitten soll wirklich perfekt werden,“ schwärmt Paul Ardüser. Freitagnachmittags-Projekte sind eben oft Nummer 1-Projekte des Herzens.

„HOLZ IST EIN LEBENDIGES PRODUKT“
Die Schreinerei ist ein Familienbetrieb, der seit knapp 100 Jahren in Handarbeit Dinge aus Holz produziert. Hier werden auch Möbel nach Maß entworfen, gebaut und repariert. Oder wiederverwertet, denn vielen Kunden tue es leid, sich von einem alten Möbelstück zu trennen. Die Schreinerei Ardüser will aus dem alten Holz etwas Neues erschaffen, mit der Seele des Alten – ein symbolischer Akt zur Kritik an der Wegwerfgesellschaft. Was den Inhaber an seinem Beruf fasziniere? „Holz ist ein lebendiges, kreatives Produkt. Es gibt fast nichts, das man nicht aus Holz machen kann“, so Paul Ardüser. So wie der Schlitten wurde auch Paul Ardüser hier in Davos geboren. Als Kind sei er darauf mit seinen beiden Geschwistern um die Wette gefahren, nicht selten habe er das damalige „Schätzle“ damit von der Schule abgeholt. „Für mich ist der Schlitten schon als Bub das traditionellste Spielzeug gewesen, mit dem man seine Freizeit verbracht hat. Er ist immer mein Herzblut gewesen“, sagt Paul Ardüser mit einem Lächeln.

Der Davoser Schlitten ist nicht einfach nur ein Stück Holz, mit dem man im Winter hin und wieder Hänge runterbrettert. Er verkörpert Tradition, Kindheitserinnerungen, vielleicht sogar die erste Liebe. Er ist ein Symbol für die wachsende Rückbesinnung auf Handwerk und traditionelles, heimisches Gewerbe, ein gegenständliches Gegenstück zu Schnelllebigkeit und seelenlosen Massenfabrikaten. Und am Ende ist er ein echter Davoser, so wie Paul Ardüser. Zeit, nach Hause zu kommen.

Text: Martha Miklin // friendship.is
Fotos: Ian Ehm // friendship.is

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