DAS ZWEITE LEBEN DER ALESSANDRA D.

Courmayeur Kulinarik 1

Manchmal passieren Dinge, die von einem Augenblick auf den anderen alles ändern. Das können freudige und laute Ereignisse sein wie die Geburt eines Kindes oder traurige und stille wie der Tod eines nahen Menschen.

Oder ein Moment der Erleuchtung, in dem einem plötzlich etwas klar wird und man weiß, was man tun muss, was richtig und wichtig und was wiederum nichtig ist.

Manchmal passieren Veränderungen aber auch langsam, schrittweise, leise und ohne inneres Erdbeben. So war es bei Alessandra Démoz, der heutigen Inhaberin von „La Chaumière“, dem Gourmet-Restaurant mit Bistro am Berg. Da war, nach 18 Jahren, einfach dieses Gefühl: Ich habe jetzt lange genug als Bankerin gearbeitet. Ich habe Lust auf Veränderung. Lust darauf, Menschen zu verwöhnen: mit richtig gutem Essen und dem dazu passenden Wein.

ES GEHT NICHT NUR UM ESSEN, SONDERN AUCH UM EMOTIONEN.
„Ich will anderen Menschen dasselbe Gefühl vermitteln, das ich immer habe, wenn ich gut essen gehe. Wenn man in ein Restaurant geht, weiß man später oft nicht mehr genau, was man eigentlich gegessen hat. Aber an das Gefühl, das man dort hatte, erinnert man sich.“ sagt Alessandra. „Foodie“ war sie immer schon. Restaurantbesuche machten sie froh; ständig suchte sie nach neuen kulinarischen Erfahrungen und Erlebnissen. Auch zur Sommelière ließ sich die Italienerin bereits ausbilden, als sie sich sonst noch um Bankgeschäfte kümmerte. Ihre berufliche Vergangenheit kommt ihr in ihrem neuen Leben zugute: Es ist kein Schaden, gut mit Zahlen umgehen zu können, wenn man einen Betrieb mit 28 Beschäftigten führt.

„La Chaumière“ liegt oben am Berg und ist während der Wintersaison geöffnet. Von der Bergbahnstation sind es ungefähr 15 Minuten zu Fuß bergauf. „Am meisten freut mich, dass auch Gäste die nicht skifahren hierherkommen. Sie fahren extra wegen des Essens und des Ambientes herauf,“ sagt Alessandra und erzählt von Gästen, die seit acht, neun, zehn Jahren regelmäßig kommen: „Ich habe miterlebt, wie ihre Kinder erwachsen wurden.“

Wenn Alessandra übers Essen spricht, wirkt es so, als würde sie in eine andere Welt gleiten. Vor ihrem geistigen Auge erscheinen dann wahrscheinlich all die Gerichte, von denen sie erzählt: der warme Ziegenkäse mit Apfelkompott, der Blauschimmelkäse mit Rotweingelee, der fein geschnittene, würzige Rohschinken. Die hausgemachten Tagliatelle mit Hirschragout, die dampfenden, duftenden, deftigen Polentapfannen mit heißem Bergkäse, die zarten Kalbsmedaillons. Und dann die Desserts, das Highlight benannt nach dem berühmtesten Berg der Region: „Mont Blanc“ ist eine zartschmelzende, auf der Zunge zergehende Kreation aus Maronicreme, Schlagobers und Baisers. Die Zutaten für die neu interpretierte, traditionelle alpine Küche im „La Chaumière“ kommen fast ausschließlich aus der Region. Küchenchef Claudio weiß Klassik und Moderne zu verheiraten: „Das Schönste für mich ist, wenn die Gäste sowas sagen wie: Alessandra, die Bolognese erinnert mich an meine Kindheit.“

ALPINER MINIMALISMUS
Den Blick können hier auch unruhige Geister stundenlang schweifen lassen, auf den Mont Blanc und die anderen unzähligen Berge rechts und links davon. Als Alessandra das Haus übernahm, war es noch weitaus verschlossener als jetzt. Sie zog ein, anfangs nur mit ihrer Kaffeemaschine, und musste schmunzeln: „Du bist verrückt“, sagte die Bankerin in ihr zu jenem Teil, der ganz woanders hin wollte. Aber dennoch war da dieses laute Gefühl, das Richtige zu tun. Zwei Jahre später dann der große Umbau, bei dem sich das introvertierte Haus dem Panorama hin öffnen sollte. Meterhohe und -breite Fensterflächen im Restaurant holen nun die Berge ins Innere. Zum Bistro im ersten Stock gehört eine großflächige Terrasse; auch unten kann man draußen sitzen. Das alte, einfach eingerichtete Haus verwandelte sich in ein offenes, einladendes in minimalistisch-alpinem Stil. Nicht zu modern, nicht zu traditionell, mit vielen natürlichen Elementen wie Hölzer und Steine aus der Region. Dass Alessandras zweite große Liebe Design ist, sieht man auf den ersten Blick. Sie hat hier alles selbst eingerichtet.

Eines Tages – Alessandra erinnert sich: es war bewölkt, windig, kalt – sprachen Gäste aus Island sie an, die sie zuvor noch nicht gesehen hatten. „Das ist Ihr Restaurant, oder?“, fragte einer von ihnen. Alessandra stimmte zu und fragte nach: „Woher wissen Sie das?“ Darauf der Fremde: „Weil Sie so strahlen, an diesem Ort.“ Alessandra ist in Symbiose mit dem Ort. Manchmal nennt sie sich, nicht ganz ernst gemeint, „Alessandra La Chaumière“.

Text: Martha Miklin
Fotos: Sophie Kirchner // friendship.is

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