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Die Geschichten

Wo Der Gute Skifahrer Klettert

Der Winterklettersteig in St. Anton am Arlberg ist eine besondere Attraktion. Hier ist der Weg zwar irgendwie das Ziel, aber trotzdem nicht das einzige Highlight.

„Nach St. Anton kommt der gute, der sportliche Skifahrer. Denn den Reiz unserer Region machen sicherlich die steilen und anspruchsvollen Sachen aus“, erklärt Erich Schweiger. Seit bald 40 Jahren ist Schweiger Skilehrer und Bergführer. An einem schönen Tag kann es durchaus vorkommen, dass er und sämtliche seiner rund 70 Bergführerkollegen ausgebucht sind. Der Gast in St. Anton am Arlberg will ins Gelände, will auskosten, was der Arlberg bietet.

Schon als Kind war Schweiger klar, dass seine berufliche Zukunft in den Bergen liegen muss. „Natürlich habe ich von einer Karriere als Profirennläufer geträumt, aber ich habe schnell gemerkt, dass es dafür nicht reicht“. Mit 15 machte er eine Lehre zum Einzelhandelskaufmann in einem Sportartikelgeschäft – jedoch schon mit dem festen Vorsatz, mit 18 mit der Skilehrerausbildung zu beginnen und diese bis zum staatlich geprüften Alpinführer durchzuziehen.

Den „Naggy“ kennt man, den Schweiger nicht

Auch dank seiner Erfahrung wird Schweiger im Ort geschätzt, er ist eine Persönlichkeit – sein richtiger Name ist jedoch kaum jemandem geläufig. Wie schon sein Vater und sein Großvater wird er „Naggy“ genannt, ein Hausname, wie er in ländlichen Gegenden als eine Art zweiter Familienname für alle Mitglieder einer Sippe gebraucht wird, allerdings nur in mündlicher Form. Oft bezieht er sich auf den Beruf eines Vorfahrens oder den Namen eines Hofes. Woher Naggy kommt, ist nicht überliefert. Dennoch: „Es ist schön, wenn die Leute zu einem kommen, weil du der Naggy bist und sie wissen: Der Naggy kennt sich aus.“

Verändert habe sich vieles in seinem Beruf, berichtet Schweiger, etwas hektischer sei es geworden. Während man bei Schlechtwetter früher nach zwei Abfahrten auf die Hütte ging, wollen die Gäste den Tag heute dennoch nutzen. „Wenn es mal regnet, stehen die genauso da, wie wenn es nicht regnet. Aber mich stört das nicht, ich fahr ja gerne Ski.“ Was er vor allem in den letzten Jahren beobachtet hat: „Die Gäste sind immer mehr auf der Suche nach individuellen Erlebnissen, wollen ein bisschen weg von der Masse. Und hier haben wir alle Möglichkeiten dafür.“

Das Highlight vor dem Highlight

Eine davon ist der Arlberger Winterklettersteig, der einzige seiner Art in ganz Österreich. Es ist ein Ziel, das Schweiger mit seinen Gästen besonders gerne ansteuert. Ausgehend von der Bergstation Riffelscharte geht es mit den Skiern am Rücken über die Rendlspitze bis zur Rossfallscharte. 850 Meter lang ist der Klettersteig, der durchgehend mit einem Stahlseil gesichert ist. Rund 20 Prozent des Weges müssen direkt am Fels geklettert werden. „Das ist schon ein besonderes Erlebnis“, so Schweiger – auch im Hinblick auf den landschaftlichen Reiz. Ist die Wetterlage entsprechend, reicht der Blick bis nach Südtirol. „Viele meiner Gäste haben irgendwo davon gelesen und wollen es ausprobieren. Und ich habe noch keinen Gast gehabt, dem es nicht getaugt hat.“ Gekrönt wird das Erlebnis durch die anschließende rund eineinhalbstündige Tiefschneeabfahrt – entweder durch das Malfontal nach Pettneu oder durch das Moostal zurück nach St. Anton. „Der Klettersteig an sich ist schon ein Highlight – und dann hat man noch diese unglaubliche Abfahrt.“

Auch wegen Touren wie diesen gibt es kaum Tage, an denen Schweiger seinen Beruf nicht gerne ausübt. Man glaubt ihm sofort, wenn er sagt, dass die negativen Aspekte seines Jobs „mit Sicherheit weniger als fünf Prozent betragen. Mit netten Menschen einen Tag in der Natur verbringen, noch dazu in meiner Heimat – was gibt es Schöneres?“

Skischule St. Anton

Text: Matthias Köb // friendship.is
Fotos: Heiko Mandl // friendship.is

13. Oktober 2016

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